Dieter Steinegg und Manfred Dittert, Lehrgang mit Ochi 1986 in Götitngen

Dieter Steinegg und Christoph Mayer waren 1986 Gründungsmitglieder unseres Vereins. Manfred Dittert, selbst Gründungsmitglied, erinnert an beide.

 

Persönliche Erinnerungen an Dieter Steinegg

Ich schreibe hier aus meinen persönlichen Erinnerungen und Erfahrungen mit Dieter, den ich als warmherzigen, authentischen und prägenden Freund kennenlernen und viele Jahre an seiner Seite verbringen durfte. Dieter verstarb am 17. März 2023 im Alter von 66 Jahren in Christchurch / Neuseeland – seiner Wahlheimat seit 1990. Ich und viele seiner Weggefährten:innen vermissen ihn sehr und daher einige Eindrücke aus unserer gemeinsamen Zeit in Göttingen und danach.

Ich erinnere mich noch genau an unsere erste persönliche Begegnung – es war während eines Bundesbesten Lehrgangs (BBL) im Jahr 1984. Diese Lehrgänge waren damals ausschließlich für Danträger unter der Leitung von BT Ochi. Zu diesem Zeitpunkt suchten wir für das Karate Dojo Göttingen einen neuen Cheftrainer, sodass Rüdiger Günther und ich dort den mittlerweile verstorbenen Fritz Wendland ansprachen, da er dem Karate Dojo Göttingen seit den Anfangsjahren sehr verbunden war und 1965 die Prüfung zum Shodan bei Sensei Kanazawa bestand. Er verwies uns an Dieter, der sich zu diesem Zeitpunkt beruflich und räumlich verändern wollte. Dieter wohnte damals im Ruhrgebiet und arbeitete als Landschaftsgärtner und hatte das Ziel die Meisterprüfung in Kassel zu absolvieren. So gingen wir während der Lehrgangsfeier am Abend zu Dieter, der wie ein ruhender Fels inmitten des Trubels am Tisch saß. Tja, und kurze Zeit später nahm Dieter dann – zunächst von Kassel aus – seine Trainertätigkeit beim Dojo Göttingen auf.

Dieter Steinegg in Neuseeland

Dieter Steinegg im Wurzelwerk eine Baumes in Neuseeland.

Dieter’s ganze Leidenschaft waren immer die Pflanzen und insbesondere die Bäume – ihnen widmete er seine ganze Aufmerksamkeit und nach seiner Anstellung beim Grünflächenamt der Stadt Göttingen sanierte er z.B. viele alte Bäume auf dem Göttinger Wall (hier ein Foto aus Neuseeland). Auch in Neuseeland war dies seine Hauptarbeit im Grünflächenamt von Christchurch.

Zanshin Göttingen Kumite Mannschaft 1986 (vor dem IFS). Manfred Dittert, Rüdiger Günther, Dieter Steinegg, Marko Hartwig und vorn Volker Kranz

Zanshin Göttingen Kumite Mannschaft 1986 (vor dem IFS).
Manfred Dittert, Rüdiger Günther, Dieter Steinegg, Marko Hartwig und vorn Volker Kranz

Im Jahr 1986 gründeten wir dann unseren heutigen Verein Zanshin Göttingen mit ca. 30 früheren Mitglieder:innen und Dieter übernahm das Oberstufen-Training. Seine konsequente Art das Training zu führen und von allen 100 % Aufmerksamkeit und eigene Einstellung zu fordern, führten zur Namensgebung von Zanshin Göttingen. Sein Oberstufen-Training verlangte alles – auch weil er zu dieser Zeit noch aktiv in der Nationalmannschaft war. Einige von uns Danträgern konnten interessante Erfahrungen im Kumite machen – auch ich wurde öfter am Sonntag zu einem kleinen privaten „Sparring“ eingeladen, damit er sich auf EM oder WM vorbereiten konnte. So viele Prellungen hatte ich nie wieder.

Dieter Steinegg und Manfred Dittert, Lehrgang mit Ochi 1986 in Götitngen

Ochi LG in Göttingen 1986 – einfach mal „locker“ Mae-Geri“ mit Oi-Tsuki kontern…

Aber es war nicht nur diese Intensität, denn bei aller sehr traditionellen Grundeinstellung zum Karate und Training war Dieter immer neuen Ideen aufgeschlossen. So führten wir z.B. schon früh das Stretching zum Aufwärmen ein – anstelle der sonst üblichen „Ruck-Zuck-Zerr“ Gymnastik ☹. Oder auch das traditionelle Aufwärmen mit Grundtechniken, bei denen jeder Dan Träger 10x zählen musste – nicht in einer oder mehreren Reihen; nein – Aufstellung Kreis, so dass sich alle gegenseitig im Blick hatten und nicht nachlassen konnten.

Dieter STeinegg, Training Zanshin Göttingen

Dieter im Training Zanshin

Dieter hat es immer verstanden alle als Team mitzunehmen – der Zusammenhalt im Verein ging ihm über alles. Und auch manchmal über unkonventionelle Methoden, wie z.B. im Winter wegen Schnee vom Institut für Sportwissenschaften (IFS) der Universität Göttingen nach Herberhausen zu Fuß gehen, dann trainieren und anschließend in der kalten Umkleide noch heißen Tee aus der Thermoskanne zu trinken. Oder mal ein Waldlauf barfuß („um die Natur zu spüren“) oder auch nach dem Training den Hallenboden zu wischen – wie in einem traditionellen Dojo – alles um das Team zu einen. Er forderte im Training keine blinde Unterwerfung (was oft üblich war), sondern setzte auf Eigenverantwortung jeder/s Einzelnen immer eigenmotiviert vollen Einsatz zu zeigen.

Dieter lebte schon damals – wie auch später in Neuseeland – wenig konsumorientiert. Umzüge seiner Wohnungen passten damals wohl in ein oder zwei Kisten oder auch nur einen Rucksack. Wir haben öfter auch – ich glaube die Wohnung war in Gross-Schneen – vor dem Kohleofen gesessen und Tee getrunken und über alles Mögliche geredet – auch über seinen Wunsch später mal nach Neuseeland auszuwandern, falls das möglich wäre. Dieter hatte später dann seine Arbeitsstelle gewechselt und für die Uni Göttingen die Pflege der Grünanlagen übernommen. Ein paar Mal konnte er mir auch einen Aushilfsjob verschaffen (Geld war als Studi ja immer knapp) – wie z.B. das Grundstück der Familie Börner-Eisenacher zu pflegen. Dieter belegte diverse Englisch Kurse für die Aufnahmeprüfung der Einwanderungsbehörde – auch hier wieder ganz zielgerichtet und konsequent. Anfang 1990 nach Erteilung der Einwanderungserlaubnis war es soweit: Auswanderung nach Christchurch stand an. Gleichzeit fand Dieter auch sein privates Glück, denn zusammen mit Sabine Claus (spätere Steinegg) aus unserem Verein brachen sie in die neue Welt auf.

Kata-Team Mixed, Hochschulmeisterschaften 1985

Hier: Sabine bei der Hochschulmeisterschaft in Göttingen 1986.

Wenig später kam ihre erste Tochter, Sarah in Christchurch zur Welt – sie lebt heute in Australien. 1994 wurde dann die zweite Tochter Maicalia geboren – sie lebt noch in Christchurch.

Wir haben über die Jahre immer den Kontakt gehalten – auch wenn ich es leider nicht geschafft habe, die Familie in Christchurch zu besuchen. Aber wenn sie zu Besuch in Deutschland waren, haben meine Frau Christiane und ich immer die Familie oder später die beiden getroffen – bei Lehrgängen in Groß-Umstadt, Lich oder auch später noch im Schwarzwald 2017 als Dieter seinen 5. Dan beim Gasschuku in Gundelfingen (siehe Fotos von Dieter konzentriert bei der Sache) gemacht hat.

Dieter Steinegg, Gasschuku Gundelfingen 2017

Dieter Steinegg, Gasschuku Gundelfingen 2017

Dieter Steinegg, Gasschuku Gundelfingen 2017

Dieter Steinegg, Gasschuku Gundelfingen 2017

Dieter ist auch in Neuseeland dem Karate treu geblieben – war sogar zu Anfang Coach der Nationalmannschaft. Später hat er sich dann mit Freunden:innen aus anderen Stilrichtungen im Tobukai Karate NZ weiterhin in einer mehr gesundheitsfördernden Art dem Karate gewidmet. Ihr werdet unter dem Facebook Link noch viele nette Abschiedsgrüße und Bilder von Dieter aus verschiedenen Zeiten und Orten finden.

Für seine Verdienste hat ihm der Neuseeländische Karateverband den 6. Dan verliehen – als Zeichen seiner großen Wertschätzung.

Dieter Seeinegg 2019

Dieter im ausbalancierten Flug 2019

Leider habe ich zu spät erfahren, dass Dieter an Lymphdrüsenkrebs erkrankt war, denn er hat es mir erst geschrieben, als ich ihm vom traurigen Tod unseres früheren Vereinskameraden und Freund Christoph Mayer Ende Januar schrieb. Auch in dieser Situation hat er noch sein tiefes Mitleid und Wünsche gegenüber Christoph’s Frau Anja und deren Kindern übermittelt.

Zuletzt hatten wir am 6 März kommuniziert – aber nur schriftlich, denn er wollte zum HNO wegen Stimmproblemen und sich dann melden. Dazu ist es leider nicht mehr gekommen.

Wir alle wünschen dir, lieber Dieter, dass du auf der anderen Seite glücklich bist und dem Himmel entgegenfliegst und werden dich nie vergessen.

 

In Gedenken an Christoph Mayer

Wir sind sehr traurig über den viel zu frühen Tod von Christoph Mayer, der am 27. Januar 2023 im Alter von 59 Jahren verstorben ist. Christoph wurde am 25. Oktober 1963 in Olpe geboren. Er studierte Mathematik und Physik an der Universität Göttingen und promovierte 1995 an der Universität Bielefeld.

Mit Beginn des Studiums trainierte Christoph zunächst mit uns im Karate Dojo Göttingen bevor er Zanshin als Mitglied des Vorstands (Sportwart) bei der Gründung im September 1986 aktiv mitgestaltete. Wir alle haben ihn als zuvorkommenden und aufrichtigen Freund geschätzt. Mit seinem Tod kommen viele Erinnerungen an unsere gemeinsamen Zeiten in Göttingen hoch, denn er war immer sehr engagiert beim Training und in seiner Rolle als verantwortungsvoller Sportwart. Darüber hinaus hat er auch erfolgreich an Landesmeisterschaften und Pokal-Turnieren teilgenommen.

Frank, Andreas, Wolf-Dieter Schade, Christoph Mayer in der Kumite Mannschaft

Frank, Andreas, Wolf-Dieter Schade, Christoph Mayer in der Kumite Mannschaft

Christoph hatte eine unglaubliche Explosionskraft bei seinen Techniken – was ganz im Gegensatz zu einer sonst sehr ruhigen und immer überlegenden Art stand.

Christoph mit Mae-Geri

Christoph mit Mae-Geri

Bei den Deutschen Hochschulmeisterschaft 1985, von uns in Göttingen ausgerichtet, konnten wir sogar als gemischte Mannschaft mit Christoph, Sabine Claus und mir in Kata Mannschaft den 1. Platz belegen.

Hochschulmeisterschaften 1985: 1. Platz für Kata-Mixed mit Sabine Claus, Manfred Dittert und Christoph Mayer

Hochschulmeisterschaften 1985: 1. Platz für Kata-Mixed mit Sabine Claus, Manfred Dittert und Christoph Mayer

Aber auch abseits des Dojos hatten wir viel Spaß und regen Austausch, wobei ich immer seine wohlüberlegten Argumente geschätzt habe, aber auch seinen zuweilen sehr trockenen Humor. Auch privat fand Christoph sein Glück in Göttingen – in erster Ehe mit Birthe Grenz und ihrem gemeinsamen Sohn Pascal – und später mit Anja Kruse, die gemeinsam ihre Familie in Oldenburg gründeten und später ihre Kinder Mathis und Inga bekamen.

In 2003 kam er zum Institut OFFIS in Oldenburg und war dort Bereichsleiter Energie und trug maßgeblich zum internationalen Renommee bei. Seine Schwerpunkte waren Digitalisierung der Energiewirtschaft und Absicherung sicherheitskritischer Energiesysteme gegen Cyber-Angriffe.

Kurz vor Corona hatten wir einen letzten Kontakt über soziale Medien wo er mir glücklich berichtete, dass er Großvater geworden war. Da wusste er noch nichts von seiner Erkrankung und ich habe es erst durch Birte am Tag seines Todes erfahren. Auch Dieter Steinegg, selbst schon schwer erkrankt, hatte noch seine Beileidswünsche für die Familie übermittelt und allen Trost gespendet.

Wir werden Christoph alle in unserem Herzen in Erinnerung behalten und sind froh mit ihm eine gemeinsame Zeit voller Neugier und positivem Lebensgefühl gehabt zu haben.